Interview Januar 2016

Simon Kaiser - Leiter Geschäftsbereich Berufsbildung IHK Südlicher Oberrhein

Was ist Ihre Aufgabe bei der IHK Südlicher Oberrhein?

Seit Beginn dieses Jahres leite ich den Bereich Aus- und Weiterbildung. Dieser umfasst ein breites Themenspektrum, das von der Beratung der Betriebe über die rechtssichere Abwicklung der Prüfungen bis hin zu Projekten im Bereich der Berufsorientierung reicht.


Weshalb engagiert sich die IHK in der Fachkräfteallianz?

Ich bin davon überzeugt, dass wir die großen Herausforderungen der heutigen Zeit nur dann bewältigen können, wenn wir gemeinsam an ihnen arbeiten. Denken Sie an den demographischen Wandel oder den ungebremsten Trend zum Studium oder das aktuelle Thema der beruflichen Integration der Flüchtlinge. Weder die IHK noch die übrigen in der Fachkräfteallianz zusammengeschlossenen Institutionen können hier alleine etwas bewegen. Die Fachkräfteallianz bietet dagegen die ideale Plattform, um an diesen Aufgaben gemeinsam und vor allem koordiniert zu arbeiten.
Als IHK sind wir darüber hinaus federführend für eines der vier definierten Handlungsfelder der Fachkräfteallianz verantwortlich: „Berufliche Ausbildung stärken“ In diesem Handlungsfeld befassen wir uns mit allen Fragestellungen, die sich in den verschiedenen Stadien der Ausbildung ergeben können. Dabei betrachten wir die Ausbildung als Prozesskette, beginnend bei der Frage, wie wir noch unerschlossene Potentiale für die duale Ausbildung gewinnen bis hin zu der Frage, wie wir Abbrecher so begleiten können, dass das Scheitern der Ausbildung nicht gleichbedeutend mit dem Scheitern des Berufslebens wird.

Welche Trends kommen aus Ihrer Sicht auf die Betriebe zu und wie berührt dies die IHK in ihren Aufgaben?

Die sich wandelnde Gesellschaft ist längst auch ein Thema in den Unternehmen. Eine stärkere Verzahnung von Beruf und Privatleben führt unmittelbar dazu, dass junge Mitarbeiter heute andere Faktoren als motivierend empfinden als ihre Vorgänger. Gleichzeitig wird die Zielgruppe „Azubi“ bunter. Sowohl bezüglich ihres Schulabschlusses als auch bezüglich ihrer weiteren Lebensplanung. Während für den Einen klar ist, dass nach der Ausbildung sofort ein Studium folgen soll, gibt es inzwischen Beispiele des umgekehrten Weges. Der Run auf die Hochschulen führt dazu, dass es bereits heute eine signifikante Zahl von Bachelorabsolventen (nicht Studienabbrechern!) gibt, die nach ihrem Studium eine Ausbildung machen möchten.
Unsere Rolle als IHK ist es, die Ausbildungsbetriebe bei dieser Entwicklung mit unserem Beratungsangebot und gezielten Projekten bestmöglich zu unterstützen. Ein Paradebeispiel hierfür ist das Projekt „Unternehmer machen Schule“, das sich zum Ziel gesetzt hat, an allen allgemeinbildenden Gymnasien des Kammerbezirks dauerhafte Kontakte zu Unternehmer/innen aufzubauen, die dann regelmäßig in den Schulen eine Doppelstunde gestalten und dabei sich selbst, ihr Unternehmen und allgemeine Wirtschaftsthemen vorstellen und parallel für die duale Ausbildung werben.

Wo sehen Sie besondere Chancen für die Region Südlicher Oberrhein?

Die sehe ich insbesondere in unserer Lage im Dreiländereck. Vor Jahren war dies noch ein Nachteil. Heute jedoch profitieren wir von einem florierenden grenzüberschreitenden Handel und zunehmend auch von einem selbstverständlich gelebten grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt. Dass unsere Region klimatisch, landschaftlich und kulinarisch ganz weit vorne mitspielt ist ebenfalls ein nicht zu unterschätzender Standortfaktor, wie die insgesamt noch immer wachsende Bevölkerungszahl zeigt.

Was fällt Ihnen bei dem Satz: "Wir hier im Süden!" ein?

…haben es gut!