Interview Juni 2016

Horst Sahrbacher - Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Offenburg

Was fasziniert Sie am meisten an der Region Südlicher Oberrhein?
Diese Region bietet eine sehr hohe Lebensqualität und zeichnet sich gleichzeitig durch eine hohe wirtschaftliche Dynamik aus. Ein fast mediterranes Klima und eine vielfältige Kulturlandschaft machen die Region zu etwas ganz Besonderem. Es gibt hier einen ausgewogenen Branchenmix mit zahlreichen mittelständischen Unternehmen, von denen einige zu den Weltmarktführern zählen. Die geografische Lage der Region Südlicher Oberrhein ist geprägt durch die Nähe zu Frankreich und der Schweiz. Diese nutzen wir dazu, ein Stück Europa „zu bauen“ indem wir Grenzen überschreiten und den Arbeitsmarkt europäisch gestalten.

Sie sind Zugezogene/r:
Ich wohne seit vielen Jahren in Malsch im Landkreis Karlsruhe und pendele täglich in die Ortenau.

Was fiel Ihnen zum Unterschied zu Ihrer Heimatregion am stärksten auf?
Die Region Straßburg Ortenau ist durch eine sehr intensive Netzwerkarbeit unterschiedlichster Partner auf der deutschen und französischen Seite des Rheins geprägt. Es gibt eine sehr enge Vernetzung von Unternehmen und Institutionen und dadurch gelingt es uns zunehmend ein kleines Stück Europa wahr werden zu lassen, in dem wir Menschen und Arbeit grenzüberschreitend zusammenführen. Die Einrichtung eines grenzüberschreitenden Service für Arbeitsvermittlung durch die Agentur für Arbeit und Pôle Emploi ist sicherlich ein bedeutender Schritt hin zu einem Arbeitsmarkt ohne Grenzen.

Prägnante Kennzeichen des hiesigen Arbeitsmarktes aus Ihrer Sicht!
Der Arbeitsmarkt in der Ortenau zeichnet sich durch eine niedrige Arbeitslosigkeit aus. Gleichzeitig haben wir eine hohe Nachfrage nach Fachkräften und Auszubildenden. Da die Zahl der Schulabgänger leicht rückläufig und gleichzeitig der Trend junger Menschen zu einem möglichst hohen schulischen Bildungsabschluss ungebrochen ist, sind immer weniger Jugendliche auf der Suche nach betrieblichen (dualen) Ausbildungsplätzen. Hier ist es für unsere Region von ausschlaggebender Bedeutung, dass es uns gelingt, alle Potenziale auszuschöpfen. Die Qualifizierung von arbeitslosen und beschäftigten Menschen ohne Berufsabschluss muss ebenso in unserem Fokus stehen wie die Unterstützung von leistungsschwächeren Jugendlichen auf ihrem Weg zu einer dualen Ausbildung. Hier darf uns kein Jugendlicher verloren gehen. Außerdem sollten wir weiterhin konsequent alle Möglichkeiten nutzen, um französische Jugendliche aus dem Elsass für eine betriebliche Berufsausbildung in der Ortenau zu motivieren. Darüber hinaus haben wir in der Ortenau viele junge Flüchtlinge, die hier Schutz suchen und die sich in Deutschland eine Existenz aufbauen wollen. Wenn wir hier gezielt in die sprachliche und berufliche Qualifizierung dieser jugendlichen Flüchtlinge investieren, haben wir die Chance, in einigen Jahren aus diesem Potenzial gute Fachkräfte für die Ortenau zu gewinnen.

Sie sind bei einer Institution tätig: Wenn Sie Unternehmer wären, wo lägen Ihre thematischen Schwerpunkte? (z.B. Personalpolitik usw.)
Jedes Unternehmen braucht Innovationen und braucht auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die diese Innovationen entwickeln und umsetzen. Deshalb wäre es mir wichtig, Mitarbeiter für die Unternehmensziele zu gewinnen und sie zu lebenslangem Lernen zu motivieren. Ein Schwerpunkt wären Investitionen in die Gewinnung und Ausbildung von Nachwuchskräften. Aber auch die berufliche Qualifizierung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern mit und ohne Berufsabschluss wären ein Fokus meiner Tätigkeit. Darüber hinaus würde ich gezielt Chancen nutzten, die die grenznahe Lage unserer Region zu Frankreich bietet, um dort Fachkräfte für den Betrieb zu gewinnen. Aber auch der Zuzug von Flüchtlingen sollte in erster Linie als Chance begriffen werden. Durch sprachliche und berufliche Qualifizierung kann dieser Personenkreis künftig ein großes Potenzial von Fachkräften sein.

Wenn Sie nicht die Position bekleiden würden, die Sie durch Ihren Lebensweg innehaben: Welchen Beruf würden Sie gerne ausüben, bzw. in welcher Branche wären Sie gerne tätig?
Schon angesichts meines Lebensalters ist dies für mich eine sehr theoretische Frage.

Was fällt Ihnen bei dem Satz: „Wir hier im Süden!“ ein?
Wir gehören zu den beneidenswerten Menschen, die in einer wirtschaftlich sehr dynamischen Region, mit landschaftlich reizvoller Umgebung mit hoher Lebensqualität leben und arbeiten dürfen, im Herzen Europas.