Interview Oktober 2016

Hanno Hurth - Landrat Emmendingen  

Was fasziniert Sie am meisten an der Region Südlicher Oberrhein?
Von der Landschaft, der kulturellen Vielfalt, der hohe Lebensqualität und dem attraktiven Wirtschaftsstandort bin ich immer wieder begeistert. Die Region Südlicher Oberrhein bietet auf 4.062 Quadratkilometern mit der Oberrheinebene, dem Kaiserstuhl, der Vorbergzone und dem Schwarzwald eine reizvolle Landschaft und lockt mit dem milden Klima nicht nur Touristen und Fachkräfte an. Der Südliche Oberrhein ist auch für rund 50.000 Unternehmen ein idealer Standort im Herzen Europas, in unmittelbare Nähe zu Frankreich und der Schweiz. Zudem ist unsere Region Lebensmittelpunkt für über eine Million Einwohner und Arbeitsplatz für nahezu 410.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte.

Herr Landrat Hurth, Sie sind Zugezogener. Was fiel Ihnen zum Unterschied zu Ihrer Heimatregion am stärksten auf?
Im Vergleich zu meiner Geburtsstadt Wiesbaden, die zur Metropolregion Frankfurt Rhein-Main zählt, oder meinen beruflichen Stationen im Raum Stuttgart ist die Region Südlicher Oberrhein mit 262 Einwohner pro km² ländlicher geprägt und etwas strukturschwächer als bevölkerungsreichere Ballungsräume. Geografisch an der französischen Grenze gelegen, sind hier industrielle Großbetriebe historisch bedingt nicht vorhanden. Inmitten der Metropolregion Oberrhein hat sich der Südliche Oberrhein dennoch als bedeutender Wachstumsraum profiliert und bietet mit den Oberzentren Freiburg im Breisgau und Offenburg sowie den Mittelzentren wie Emmendingen und Waldkirch gute Voraussetzungen. Dass es uns seit Jahren wirtschaftlich gut geht, hat viel mit den mittelständischen Unternehmen zu tun, die häufig zu den Marktführern ihrer Branche gehören.

Was sind aus Ihrer Sicht die prägnanten Kennzeichen des hiesigen Arbeitsmarktes?
Wir dürfen uns seit Jahren über einen stabilen Arbeitsmarkt und konstant niedrige Arbeitslosenzahlen von derzeit rund vier Prozent freuen. Im Landkreis Emmendingen beträgt die Arbeitslosenquote sogar nur rund drei Prozent. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist in den letzten zehn Jahren um 21 Prozent gestiegen. Gleichzeitig hat sich in den vergangenen drei Jahren die Zahl der freien Stellen um mehr als 50 Prozent auf 8.200 Stellen erhöht. Diese Entwicklung führt in einigen Branchen zu einem starken Fachkräftemangel. Zur Gewinnung und Bindung von Fachkräften ist deshalb auch weiterhin ein gemeinsames Vorgehen in der Fachkräfteallianz Südlicher Oberrhein unerlässlich.

Sie sind als Landrat vom Landkreis Emmendingen tätig:
Wenn Sie Unternehmer wären, wo lägen Ihre thematischen Schwerpunkte?

Dies hängt von der Branche ab. Aber ich freue mich, dass immer mehr Unternehmen einen Schwerpunkt in der Ausbildung junger Fachkräfte sehen. Einige Firmen beschäftigen auch anerkannte Flüchtlinge und Asylbewerber. Damit Integration gelingt, müssen Politik, Wirtschaft und Verwaltung ihre Aktivitäten auf diesem Gebiet noch verstärken und enger zusammenarbeiten.

Was fällt Ihnen bei dem Satz: „Wir hier im Süden!“ ein?
Ich finde der Begriff „Südwesten“ passt besser. Wir im Südwesten leben in einer Region, in der andere Urlaub machen.